Unsere Geschichten
Hier findest Du Erzählungen einiger Mitglieder über Ihren Weg aus dem ÜbergewichtOli´s Geschichte
Nimm Dir Zeit, denn das dauert ein bisschen
Weihnachtsfeier 2015
Hallo, ich heiße Oli und will Euch meine Geschichte erzählen.
Meine Geschichte beginnt eigentlich schon in meiner Kindheit. Ich war als Kind immer ein Spack. Mein Vater hätte gesagt, dass man mir das VaterUnser durch die Rippen hätte pusten können. Doch im Alter von 6 Jahren wurde ich operiert und mir wurde die Milz entfernt. Zwar sagen alle Ärzte, dass meine danach beginnende Zunahme keinen kausalen Zusammenhang mit der Milzentfernung haben soll, jedoch sehe ich das anders.
Dies soll keine Entschuldigung sein für das was gleich folgen wird, denn am Ende habe ich auch falsche Entscheidungen getroffen.
Jeder kennt diese Menschen, die förmlich essen können was sie wollen ohne zu zunehmen und dann gab es mich, der brauchte Essen nur ansehen und hat zugenommen. Das meine ich mit dem Zusammenhang zwischen Zunahme und Milzentfernung. Ich hätte öfter mit mehr Bedacht essen sollen, was ich aber leider nicht habe und irgendwann nahm es Ausmaße an, die einfach zu viel waren.
Ich nahm stetig zu und mit Anfang 20 hatte ich über 120 Kilo. Naja, dann trat eine Frau in mein Leben und nach gut einem Jahr meinte sie, dass sie den Rest ihres Lebens ohne mich versuchen wolle. Das hat bei mir das Gegeteil von Frustfressen ausgelöst. Ich habe deutlich weniger gegessen und hab in wenigen Monaten rund 40 Kilo abgenommen. Dass das nicht gesund war brauche ich sicher niemanden zu sagen.
Durch das neu gewonnene Lebensgefühl bin ich viel um die Häuser gezogen, was zu einer meiner Fehlentscheidungen führte. Denn morgens um 4, wenn man nach einer langen Disconacht Richtung Heimat fährt, überkommt einen so ein leichtes Hüngerchen. Also wurden die einschlägigen Futterspender für diese Uhrzeit aufgesucht. Dönerbuden oder das Restaurant zur goldenen Möwe (McDonalds). Auch hier weiß jeder was nun kommen wird. Die Waage marschierte stetig nach oben. Einen ersten Höhepunkt hatte ich dann irgendwann im Alter von um die 30. Etwas über 150 Kilo. Also wurde wieder etwas in Angriff genommen, um das Gewicht zu reduzieren. Sport war die Wahl der Mittel. Ich fing an mit Fitness und Football. Aber wie ich – in meinem damals schon fortgeschrittenen Alter – feststellen musste, war Football nicht die beste Wahl in meinem Leben. Also der Sport an sich ist toll und macht riesig Spaß, aber nicht in einem Alter, wo andere Sportler in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Also zog ich mir eine Schulterverletzung zu und konnte für einen langen Zeitraum keinen Sport mehr machen. Was den Erfolg von 20 Kilo Abnahme schnell wieder zunichte machte.
Naja heute bin ich noch 42 Jahre alt. Vor gut 3 Jahren habe ich mich erstmal mit dem Thema “Abnehmen durch eine bariatrische Operation” beschäftigt. Ich war damals in einer darauf spezialisierten Arztpraxis, aber dort fühlte ich mich von Anfang an unwohl. Daher habe ich das ganze Thema wieder auf Eis gelegt. Es sollte nochmal gut ein Jahr dauern bis ich wieder mit diesem Thema konfrontiert wurde. Meine Hausärztin sprach mich an und empfahl mir mich in Nauen im Adipositas Zentrum vorzustellen. Ich wollte es nunmehr anpacken und habe mich angemeldet. Ich hab mit der Ernährungsberatung begonnen und das halbe Jahr MMK durchgezogen. Parallel hab ich Sport getrieben und meine Ernährung überdacht. Was für den nächsten Schritt sogar sehr wichtig ist. Im August 2016 beendete ich die Ernährungsberatung im Gegensatz zu anderen hab ich nicht sofort die OP in Angriff genommen, sondern mich erstmal intensiv mit dem Thema und den Folgen auseinander gesetzt. Nunja über Weihnachten und dem Wechsel ins Jahr 2017 habe ich dann den Entschluss gefasst, dass ich mich operieren lasse. In Januar habe ich alles eingereicht und im Februar kam die Zusage seitens der Krankenkasse. Meine OP war am 26.04.2017 mit einem Gewicht von gut 180 Kilo.
Heute wiege ich knapp 116 Kilo und selbst wenn das alles an Abnahme gewesen sein sollte, so bereue ich es nicht diesen Weg gegangen zu sein, denn auf konventionellem Wege hätte ich dieses Ergebnis niemals erreicht. Denn es ist schwierig einen durch zu viel Essen gedehnten Magen mit Miniportionen satt zu bekommen. Das ist heute deutlich einfacher. Da nicht mehr viel reinpasst kann man auch nicht zu viel essen.
Aber was ist der eigentliche Zugewinn und warum hab ich es dann doch machen lassen. Ich wollte meine Gesundheit nicht weiter aufs Spiel setzen, denn bis zur OP hatte ich nur Bluthochdruck, gegen den ich zwei Tabletten nehmen musste. Keine Diabetis und auch keine großartigen Gelenkschwierigkeiten. Außerdem hab ich einen kleinen Neffen mit dem ich rumtollen will. Letzteres geht heute deutlich besser. Ich renne mit ihm um die Tische und spiele Fangen. Daran war vorher nicht zu denken. Außerdem macht auch Sport mittlerweile wieder deutlich mehr Spaß.
Und die Gesundheit. Meine Blutdruckmedikamente konnte ich mittlerweile absetzen und mein Blutdruck ist wieder in einem normalen Rahmen.
Viele Operierte reden in diesem Zusammenhang gerne vom Leben 2.0 und ich kann es in gewisser Weise auch verstehen, denn man fängt neu an zu leben, weil man mehr unternehmen kann und agiler ist. Ich bin Motorradfahrer und sitze mittlerweile deutlich dynamischer auf meinem Moped.
Aber ebenso gibt es Phänomene, die schwer zu erklären sind. Denn man sieht sich selbst nicht so wie man ist. Wenn ich in den Spiegel schaue, dann sehe ich immer noch den dicken Oli und nicht den mit über 60 Kilo weniger. Diesen Unterschied sehe ich nur auf Vorher-Nachher-Bildern und da ist es sehr eindrucksvoll.
Heute mit einem “reiferen”Alter weiß ich eines ganz genau. Ich möchte nie mehr dahin zurück, wo ich mal war und werde auch alles dafür tun, dass es nicht passiert.
Wer nun denkt, dass es ja ein einfacher und praktikabler Weg ist, der sollte dringend zu uns in die SHG kommen, denn es ist nicht alles Gold was glänzt. Bei mir ist zwar alles gut gelaufen, aber es gibt auch andere Fälle und man sollte sich entscheiden, wenn man auch die Kehrseite der Medaille kennt.
In dem Sinne freue ich mich auf Euch
Grüße
Oli

Weihnachten 2017